Enceladus und Europa: weit entfernte Verwandte

Links der Jupitermond Europa, rechts der Saturnmond Enceladus. (Nicht mastabsgetreu: Europa ist viel größer als Enceladus.)
Korrektur: Auf Seite 104 ist von „Enceladus' […] Umkreisen von Jupiter“ die Rede. Stattdessen müsste es heißen: „Enceladus' […] Umkreisen von Saturn“.
Bilder: NASA, Quelle: ESA
Die beiden Monde Europa und Enceladus liegen mehrere Hundert Millionen Kilometer auseinander und umkreisen nicht einmal denselben Planeten. Dennoch haben sie einen sehr ähnlichen Charakter: Ihre Oberfläche besteht zu einem wesentlichen Teil aus Wassereis, und vor allem beherbergen sie unter dieser Oberfläche Ozeane aus flüssigem Wasser.
Beide sind deshalb buchstäblich heiße Kandidaten für Bedingungen, die günstig für das Entstehen von Leben sein könnten. Die Ozeane werden nämlich durch Hitze aus dem Inneren des Planeten flüssig gehalten. Orte, an denen sich salziges Wasser und heißes Gestein berühren, sind seit einigen Jahrzehnten auf der Erde dafür bekannt, förderlich für die Entwicklung von Leben zu sein.
Doch es gibt auch bedeutende Unterschiede: Europa zählt zu den größten Monden im Sonnensystem, während Enceladus nur in der Junior-Klasse mitspielt. Enceladus hat aktive „Cryovulkane“, durch die der Mond eine große Menge seines kalten Materials ins All hinausbläst. Auf Europa sind solche Vulkane auch denkbar, aber noch nicht beobachtet worden. Enceladus ist in den 2000er- und 2010er-Jahren häufig von der Raumsonde Cassini-Huygens (siehe auch diese Geschichte zu deren Mission) im Vorbeiflug aus der Nähe untersucht worden. Das Jupiter-System, zu dem Europa gehört, hat nach einer langen Pause von 2003 bis 2016 gerade erst wieder Besuch bekommen, nämlich durch die Raumsonde Juno.
Für beide Monde werden zur Zeit Pläne geschmiedet, sie mit neuen Raumsonden eingehender zu untersuchen, insbesondere natürlich darauf, ob sie tatsächlich Leben beherbergen könnten. Wegen der großen Entfernung von der Erde zum Jupiter, und erst recht zum Saturn, ist das jedoch ein langwieriger und vor allem teurer Prozess, und die heute geplanten Missionen dürften frühestens in den späten 2020er- oder frühen 2030er-Jahren diese Systeme erreichen.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Monde.
Europa![]() |
Enceladus![]() |
|
Umkreist den Planeten … | Jupiter | Saturn |
---|---|---|
Größe | groß: rund 3100 Kilometer Durchmesser (vergleichbar mit unserem Erdmond) |
klein: rund 500 Kilometer Durchmesser (etwa halb so groß wie Ceres) |
Eingehend untersucht von … | der Raumsonde Galileo (1995–2003) der Raumsonde Juno (ab 2016) |
der Raumsonde Cassini (2005–2016) |
Oberflächentemperatur | rund –170 °C | rund –200 °C |
Erscheinungsbild der Oberfläche | wenige Krater, viele Furchen und Gräben: Zeichen für tektonische Aktivität | |
Energiequelle der Aktivität | Gezeitenreibung durch den großen Mutterplaneten | |
Kryovulkanismus | vermutlich | ja |
Flüssiges Wasser vorhanden? | wahrscheinlich ja, in einem Ozean unter der Oberfläche | |
Chancen für Leben | womöglich ganz gut, wo das heiße Innere an das flüssige Wasser grenzt |
Unser Wissen über diese beiden weit entfernten Geschwister wird weiter wachsen, insbesondere wenn die Juno-Sonde das Jupiter-System erforscht. Die Mission von Cassini im Saturn-System geht hingegen gerade zuende, und ein Nachfolger wird noch lange auf sich warten lassen. Auch bis zu etwaigen Landemission ist es wahrscheinlich noch etwas hin – aber der Lohn für die Bemühungen könnte enorm sein, besonders wenn ein Blick unter die Eiskruste und in die flüssigen Ozeane gelingt.
- Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt: Saturnmond Enceladus: Dem Leben im Wasser auf der Spur
- Astrodicticum simplex von Florian Freistetter: Erleben wir demnächst die Erforschung von Europa?
- Berliner Zeitung: Die Monde Europa, Enceladus und Titan: Wo in unserem Sonnensystem Wasser fließt
- Das Erste: W wie Wissen: Auf der Spur der schwarzen Raucher